Neil Hockaday 01 - Der Dschungel by Adcock Thomas

Neil Hockaday 01 - Der Dschungel by Adcock Thomas

Autor:Adcock, Thomas [Adcock, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: spraybooks publishing
veröffentlicht: 2016-11-06T16:00:00+00:00


* * *

Als ich fertig damit war, wertlose Anklagepunkte gegen den Zieher zusammenzutippen, überließ ich ihn meinen Kollegen von der Verwaltung zum Weitertransport ins Gefängnis. Dann verließ ich das Revier und ging zum Zeitungskiosk vor Pitsikoulis’ Cafe. Ich kaufte die Times und die Daily News und auch Newsday, keine von denen führte näher aus, was ich bereits in der Post gelesen hatte. Allerdings brachte Newsday ein unscharfes Farbfoto von der Kirche oben in Harlem mit den gekreuzten amerikanischen und afrikanisch-nationalistischen Fahnen über dem Hauptportal, davor stand Roy Dumaine – in schwarzem Anzug, die muskulösen Arme vor der Brust verschränkt. Er wirkte ganz und gar nicht wie ein Mann, dessen Mentor in einem Krankenhaus im Koma lag, sondern eher wie der selbstzufriedene neue Besitzer einer steuerfreien Harlemer Immobilie.

Keiner der Reporter hatte sich offensichtlich die Mühe gemacht zu überlegen, warum Father Love nur eine Stunde nach seiner Predigt und noch dazu in entschieden unpriesterlicher Kleidung mit jemandem wie mir im Schlepptau in der Gasse neben der Kirche herumgeschlichen war. Folglich wurde auch das gestohlene Klavier nirgendwo erwähnt.

Ich überquerte die Straße zu meinem Haus und ging die Treppe hoch.

Als ich meine Wohnung betrat, warf ich die Zeitungen zur späteren Lektüre auf die Couch. Dann drückte ich vorsichtig die Tür zu meinem Bad auf und knipste das Licht an. Diesmal keine Leiche in der Wanne. Ich fragte mich, wie viele Jahre es wohl dauern würde, bevor ich meine Badezimmertür öffnen konnte, ohne daran zu denken.

Ich hatte genug Zeit, einen Kaffee aufzusetzen, bevor das Telefon klingelte. Wer da wohl endlich zurückrief, war nicht schwer zu erraten.

»Hallo«, sagte ich.

»Schön, endlich sind Sie mal irgendwo, wo ich Sie erreichen kann.«

»Komisch, dass ausgerechnet Sie das sagen.«

»Wieso?«

»Ach, ich weiß nicht – einfach nur so. Ich schätze, wenn’s mein Vater wäre, auf den geschossen wurde, dann hätte ich vielleicht etwas Wichtigeres zu tun als mich zu fragen, wie mich jemand telefonisch erreichen kann.«

»Hören Sie, ich weiß von der Schießerei, und …«

»Schwer, die Nachrichten nicht mitzukriegen.«

»Und wir sind nicht besonders miteinander ausgekommen, okay, das sagte ich ja bereits. Das habe ich Ihnen erzählt. Deswegen ist es mir noch lange nicht egal, dass mein alter Herr niedergeschossen wurde, klar? Ich bin gerade bei ihm im Krankenhaus. Ich rufe aus dem Krankenhaus an, okay?«

»Wie sieht’s aus?«

»Er ist … nun, er liegt immer noch im Koma. Da gibt’s nicht viel zu sagen. Die Körperfunktionen sind in Ordnung. Sie können erst dann mehr sagen, wenn er wieder zu sich kommt – oder eben nicht.«

Ich dachte einen Moment darüber nach und schüttelte dann den Kopf. »Sam«, fragte ich, »wo zum Teufel haben Sie eigentlich gesteckt, als ich Sie angerufen habe?«

»Was wollen Sie damit andeuten, Hockaday? Ich denke, die Frage sollte doch wohl lauten: Wo zum Teufel waren Sie und die Cops, als mein Vater niedergeschossen wurde?«

»Ich hatte die Hände voll. Voll mit dem Blut Ihres Vaters, um genau zu sein. Ich konnte verhindern, dass es zu schnell aus ihm heraussprudelte, deswegen lebt er überhaupt noch.«

Waterman war geschockt. Wie ich gehofft hatte.

»Also, ich habe ein kleines Sommerhaus«, sagte er endlich als Antwort auf meine Frage, »draußen auf Gardiners Island.



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